Diese Seite ist während unseres dreijährigen Aufenthaltes auf Wangerooge entstanden. Aber da sie auch nützliche Tipps für das Meeresschwimmen in der Nordsee und im Meer im Allgemeinen enthält, haben wir sie erst einmal so stehen lassen....
Hier geht es nicht um das traditionelle Baden am Strand unter Aufsicht der DLRG, hier geht es um das Ausdauerschwimmen auf See, also durch die Brandung hindurch und dann in einiger Entfernung zum Strand entlang der Insel...
Bevor Sie dieses versuchen, hier einige wichtige Aspekte, die beachtet werden sollten, weil das ganze Unternehmen andernfalls schnell zu einem unkalkulierbaren Risiko für Sie werden kann!
1. Sie sollten absolut sicher im Wasser sein und entsprechende Kenntnisse mitbringen, 30 m Tauchen und drei Stunden Schwimmen sollte für Sie schon mindestens machbar sein, sonst lassen Sie es lieber!
2. Entlang der Insel gibt es immer starke Strömungen, die sollten Sie unbedingt kennen und berücksichtigen, sonst kann es sehr gefährlich werden...
Am stärksten und gefährlichsten sind die Strömungen in den Seegatts, also zwischen den Inseln Wangerooge (Buhne H) und Spiekeroog im Westen sowie am Ostende in der "Blauen Balje" zu Minsener Oldeoog!
Vor allem am Westende besteht akute Lebensgefahr für Freiwasserschwimmer bei der Buhne H, die zwei Drittel des Seegatts trennt, können zudem bei bestimmten Wasserständen gefährliche Strudel entstehen...also äußerste Vorsicht!
3. Wenn Sie keine gute Ortskenntnis haben, kann es ebenfalls gefährlich werden, weil zahlreiche Unterwasserhindernisse bei Hochwasser zwar nicht sichtbar sind, dennoch aber vor allem bei stärkerer Brandung starke Verletzungen herbeiführen können...
4. Kälte wird oft unterschätzt, Einschränkungen durch Kälte bis hin zur Bewegungsunfähigkeit treten schneller auf, als viele denken...vor allem dann fatal, wenn Sie allein weiter draußen schwimmen!
5. Sehr gefährlich kann der Inselnahe Schiffsverkehr werden, vor allem gilt dies für Fischkutter mit ihren Netzen, aber auch alle Arten von Sportbooten, vor allem Motorboote: Als Schwimmer werden Sie meist nicht gesehen, wenn Sie auch noch keine Signalmittel dabei haben, könnten Sie Bekanntschaft mit einem Schleppnetz machen, da wackelt beim Kapitän nicht mal die Kaffetasse, und was eine Schiffsschraube anrichten kann, braucht hier nicht weiter ausgeführt werden...
Auch Surfer können sehr gefährlich werden, erst kürzlich wurde eine australische Schwimmerin durch einen Surfer tödlich verletzt...
Sie brauchen also unbedingt ein Signalmittel, um sich bei Gefahr bemerkbar machen zu können.
Ein sehr geeignetes Signalmittel ist das sechsschüssig Nico-Signal, Steighöhe immerhin beachtliche bis 80 Meter, robust und funktionssicher...Allerdings müssen Sie dabei überalterte Munition
regelmäßig (mindestens alle 3 Jahre) ersetzen.
6. Bei starker Brandung ist das Schwimmen potentiell immer gefährlich, weil dann zahlreiche Gegenstände mit großer Wucht Richtung Strand treiben können - eine große Holzpalette beispielsweise kann Ihnen schnell das Licht ausblasen, wenn Sie am Kopf getroffen werden!
7. Zu bestimmten Zeiten kommen Quallen geradezu massenhaft in Strandnähe vor, mit Ausnahme der Feuerqualle sind sie aber vergleichsweise harmlos, mit Körperkontakt müssen Sie aber immer rechnen...
8. Seenebel ist zwar nicht so häufig, er kann aber schnell kommen - das kann sehr gefährlich werden, wenn Sie weiter draußen schwimmen! In diesem Fall sollten Sie unbedingt einen geeigneten Kompaß mitführen!
9. Niemals mit dem Kopf voran ins Wasser springen!
Unterwasser-Hindernisse sind unsichtbar, diese sind für Kopf und Rücken besonders gefährlich...
10. Nachdem sich jetzt herausgestellt hat, daß Kegelrobben offenbar regelmäßig Jagd auf Schweinswale machen sowie einzelne Tiere in seltenen Fällen auf Seehunde (phoca vitulina) spezialisiert sind und Wissenschaftler es durchaus für denkbar halten, daß Kegelrobben auch einmal Schwimmer angreifen könnten, ist tatsächlich Vorsicht geboten!
Ich selbst hatte ja nicht nur die geschilderte Kegelrobben-Begegnung
im Kajak, sondern im jetzt zuende gegangenen Sommer (2014) auch eine Begegnung mit einer ausgewachsenen Kegelrobbe als Schwimmer vor Wangerooge...
Ich werde auch weiterhin von April bis Oktober hinter der Brandung im Meer schwimmen, aber eben in dem Bewußtsein, was schlimmstenfalls passieren könnte...
Fazit: Das Schwimmen in der offenen Nordsee ist keineswegs ohne Risiko! In Anbetracht der Tatsache, daß Kegelrobben im
Freiwasser der Nordsee auch Schwimmern gefährlich werden könnten, sollte man es sich gut überlegen, ob man dieses Risiko eingehen will - ich persönlich möchte daher zu äußerster Wachsamkeit und
Vorsicht raten, Details zu Kegelrobben hier
Wenn Ihnen jetzt doch Bedenken kommen, ist das keine Schande: Das Baden unter Aufsicht der DLRB am Strand, das Toben in den Wellen macht hier genauso viel Spaß!
Allerdings: Wer sich auf See hinaustraut, wird früher oder später mit einer Seehund-Begegnung der besonderen Art, nämlich buchstäblich auf Augenhöhe, belohnt - das ist schon ein tolles Gefühl, oft nur wenige Meter Auge in Auge mit einem neugierigen Seehund (phoca vitulina) oder gar einer mindestens genauso neugierigen großen Kegelrobbe (halichoerus grypus), dem größten Raubtier in Deutschland!
Solche Begegnunge hatt ich im Sommer 2014 einige Male, aber das sind eben Sternstunden beim Freiwasserschwimmen entlang unserer schönen Insel Wangerooge!
Wenn Sie es also wie ich nicht lassen können, beachten Sie bitte noch folgendes: Sie sollten sich unbedingt vorher bei der DLRG abmelden, damit die wissen, daß ein Freiwasserschwimmer unterwegs ist!
Dies trägt nicht nur zur Sicherheit bei, sondern verhindert auch, daß Sie gerettet werden, ohne es zu wollen: Ich war bei stärkerem Wind mit entsprechender Brandung weiter draußen unterwegs und wurde von einem Touristen als " hilflose Person" gemeldet, SAR, DGzRS, DLRG und die Feuerwehr waren im Einsatz, der Inselbote hat dann darüber berichtet - mir war´s natürlich peinlich!
Weitere gute Tipps finden Sie hier
Übrigens: Das hier geschilderte Freiwasser-Schwimmen ist natürlich auch Thalasso, hier wird selbstverständlich die Heilkraft des Meeres voll genutzt!
Weitere Infos, auch über die Geschichte des Freiwasser- und Meeresschwimmen bei Wikipedia
Inselschwimmen Norderney 2015 war erfolgreich!
Weiere Infos hierzu unter aktuelles
und unter Inselschwimmen Norderney